Vieles ist heute unsicher. Wie werden wir in 50 Jahren leben? Wie wird der Klimawandel unsere Städte verändern? Wie werden Städte geführt? Diese Fragen lassen sich nur schwer für lange Zeiträume zuverlässig definieren. Technologie, Urbanisierung und sozio-ökonomische Entwicklungen verändern Agglomerationen immer schneller und eine Veränderung dieser Dynamik scheint unwahrscheinlich.
Berlin und sein Umland sind beides – gebaute – oder eben nicht gebaute – Realität aber auch Lebensgefühl und Denkweise. Gerade die letzten 100 Jahre und gerade Berlin zeigen, dass sich das Gebaute und Geplante radikal, geradezu revolutionär verändern können. Berlin und Brandenburg als Denkbilder – als State of Mind – entwickeln sich evolutionär. Sie verbinden mühelos Fontane und Berghain, Humboldt und Scharoun oder Schinkel und Eberswalde.
Was muss eine Zukunftserzählung 2070 für Berlin und das Brandenburger Umland darum leisten?
Wir meinen: Sicher etwas anderes als die Leitbilder des Wettbewerbs von 1910. Sie muss nicht präzise räumliche Vorgaben machen, sondern vor allem Denkbilder erzeugen. Diese Bilder nehmen das spezielle Berlin-Brandenburger Lebensgefühl auf, stärken es und erweitern es wo notwendig. Sie laden das, was diese Region ausmacht positiv auf.
Deshalb verzichtet unser Vorschlag auf detaillierte Pläne und ersetzt sie durch 6 strategische Narrative die zu einem großen Gesamtbild zusammengeführt werden.
Leitbild
Der Stern ist das aktuelle Leitbild der Stadtentwicklung Berlins. In seiner Struktur wird er dem Wesen des Agglomerationsraumes nicht gerecht. Berlin war nie eine monozentrische Stadt. Das Umland hat selbst veritable Zentralitäten, denen man mit dem singulären Bild des Sterns nicht gerecht werden kann.
Wir schlagen deshalb die Welteninsel Berlin-Brandenburg als neues Leitbild vor. Als Begriff geprägt von Alexander von Humboldt, entspricht sie nicht nur mehr dem polyzentrischen Berlin und seinem Brandenburger Umland, sondern ist auch tief lokal verwurzelt.
Die Welteninsel ist dynamisch, lässt Raum für neu entstehende Zentralitäten, die heute noch nicht absehbar sind und fördert auch die Stärkung bestehender Zentren.
Die Welteninsel kennt Masse und Leere, Lebensräume, Sternbilder, Sternenstaub, Gravitation und Umlaufbahnen. Phänomene die wir in Berlin-Brandenburger Narrative überführt haben.
Leistung
Internationaler Ideenwettbewerb
Auslober
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin-Brandenburg e.V.
Ergebnis
Engere Wahl in der zweiten Phase (unter den letzten 7 von 55 Arbeiten)
Projektpartner
MLA+ | architecture - planning - consultancy
Beteiligte
Christoph Michael, Markus Appenzeller, Martin Probst, Robert Younger, Ildar Biganyakov, Kai Michael Dietrich
Berater
Hellweg Urban Concepts, Die Kunst des Stadtbauens, Berlin - www.stadtbauen.de
Martin Aarts, Setting the Stage, Berater für Städte, ehem. Leitung der Stadtplanung Rotterdam, Rotterdam
studio amore, Büro für partizipative Prozesse und Transformationsdesign, Berlin - www.studioamore.de
Sven Kröger, Berlin - www.thegraphicalrecorder.net
Hanneke Kijne, MORE Landscape, Landschaftsplanung, Amsterdam - www.morelandscape.nl
Zeitraum
2019-2020